Landesprüfungen Ergebnisse Winter 2021
Viele neue Gürtel bei den Winterprüfungen Ju-Jutsu mit guten bis sehr guten Leistungen.
Hier findet Ihr die Ergebnisse aller Landesprüfungen
Interview mit der Weltmeisterin Irina Brodski
Irina wurde, wie bereits vorher berichtet, Weltmeisterin in Abu Dhabi. Grund genung für uns um etwas mehr über unsere hessische Weltmeisterin zu erfahren, daher führten wir kurz nach dem Sieg das nachfolgende interessante und lehrreiche Interview mit ihr.
Hallo Irina, herzlichen Glückwunsch zum Titel Weltmeisterin BJJ der Ju Jitsu International Federation!
Danke!
Kannst du dich bitte unseren Lesern kurz vorstellen?
Ich trainiere inzwischen seit 5,5 Jahren BJJ und bin letztes Jahr im Sommer purple belt geworden. Ich habe recht spät mit BJJ angefangen und mich sofort in diese Sportart verliebt, weil man hier, im Gegensatz zu anderen Kampfsportarten, in jedem Training Vollkontakt kämpfen kann, ohne sich jedes Mal zu verletzen. Früher habe ich Kung Fu gemacht und etwas Thai Boxen.
Wie hast du die Zeit in Abu Dhabi erlebt?
Die Zeit war sehr aufregend und anstrengend. Wir, also das BJJ-Team, kamen erst kurz vor dem Wettkampf in Abu Dhabi an. Zu der Zeit waren die Kämpfer und Kämpferinnen vom Fighting und Duo schon abgereist. Für mich gingen die letzen Wettkampfvorbereitungen los. Während die ersten BJJ-Kämpfe schon liefen, musste ich im Hotel bleiben und mich auf mein Einwiegen vorbereiten. Am ersten BJJ Wettkampftag haben schon Naomi Staller und Fabian Voigt Medaillen gewonnen, andere gingen trotz großartiger Kämpfe leer aus. Es gab im Team alle Emotionen: Freude, Stolz, Überraschung, Enttäuschung. Allein das war schon ein besonderes Erlebnis.
Am zweiten Kampftag war ich dann selbst dran. Ich durfte die unglaubliche Unterstützung unseres Teams erleben. Naomi Staller und Verena Rücker halfen mir bei der Vorbereitung auf meine einzelnen Gegnerinnen. Joan Montserrat, der uns als Chiropraktiker begleitete, unterstütze alle, die kämpften, zwischen den Fights. Christopher Müller, eigentlich unser Jugendtrainer, hatte für die Frauenmannschaft das Coaching übernommen, weil Mike Hartmann leider nicht mit fahren konnte. Mit ihm schrieb ich aber per WhatsApp zwischen den Kämpfen, um strategische Fragen zu besprechen.
Am Anfang des Tages hätte ich mir nicht träumen lassen, tatsächlich zu gewinnen. Aber auch die anderen aus unserem Team wuchsen über sich hinaus. Denise Krahn wurde Weltmeisterin und Alexander Sak Vizeweltmeister!
Wie hast du dich auf diese WM vorbereitet?
Ich durfte als Leistungssportlerin zum Glück auch während der Lockdowns trainieren. Seit der letzten WM 2019 habe ich meine Kampftechnicken deutlich umbauen können. Bei der EM im Sommer konnte ich schon einmal schauen, was davon wirklich funktioniert und was geändert werden muss. Seitdem arbeite ich gezielt an diesen Schwächen. Auch mein Krafttraining habe ich darauf ausgerichtet, mit der Hilfe von med4sports in Wiesbaden, wo ich Physiotherapie und individuelles Athletiktraining bekomme. Außerdem musste ich mich langfristig auf mein Kampfgewicht vorbereiten. Meine Gewichtsklasse ist unter 48kg, im Alltag zwischen den Wettkämpfen wiege ich allerdings etwas mehr. Hier bekam ich Unterstützung vom Deutschen Institut für Sporternährung in Bad Nauheim.
Kurz vor dem Wettkampf analysiere ich Kampfvideos mit meinen Trainern, um einen passenden Einstieg für die einzelnen Kämpfe zu finden. Das hört auch während des eigentlichen Wettkampfs nicht ganz auf und dieses Mal habe ich mir sogar zwischen den Kämpfen von Naomi und Verena letzte Techniken und Konter zeigen lassen. Die Wettkampfvorbereitungen sind also wirkliche eine Teamleistung.
Wie oft trainierst du die Woche?
Ich trainiere ungefähr 14 Stunden pro Woche, je nachdem, welche Trainingsphase gerade ansteht. Aber auch mal ein paar mehr oder weniger. Allerdings bin ich davon nur etwa 8 auch wirklich auf der Matte. Ansonsten mache ich etwa zwei Einheiten Krafttraining pro Woche, vier Ausdauereinheiten und schiebe, wann immer möglich, in den Mittagspausen Stabilitäts- und Beweglichkeitstraining ein.
Was sind deine bevorzugten Techniken, Fancy oder Basics bzw. Oldschool oder Newschool?
Ich bin nicht ganz sicher, wie da die Grenzen verlaufen. Was in der einen Schule als Basic durchgeht, ist für eine andere Schule exotisch. Ich trainiere bei Vuong Doan BJJ in Hofheim bei Wallau. Ein ziemlich kompetitives Gym mit vielen ehrgeizigen Leuten. Vuong zeigt oft Techniken, die für kleinere Menschen geeignet sind und auch gegen schwerere Gegner und Gegnerinnen gut funktionieren.
Was ist deine Lieblingstechnik?
Meine Lieblingssubmission ist der Crucifix, ein Armstreckhebel, der mit den Beinen ausgeführt wird, während man zeitgleich einen Würgeangriff mit den Armen macht.
Wie sieht bei dir die Idealvorstellung eines guten BJJ-Trainings aus?
Ich mag sehr gerne, wie das Training bei uns abläuft. Das Warmup wird meistens über einfache Technikdrills gemacht, die dann in komplexere Techniken übergehen. Inzwischen trainieren wir auch öfters Standkampf. Die erste Stunde beschäftigen wir uns mit dem technischen Teil des Trainings. Die zweite Stunde ist dann Randoritraining. Meistens machen wir durchgehend Sechsminutenrunden.
Hast du irgendwelche Vorbilder?
Ich schaue zu sehr vielen Leuten auf, was ihr BJJ angeht. Das sind nicht nur meine Trainer, sondern auch die anderen Frauen aus unserem BJJ-Team. Außerdem bewundere ich die erfolgreichen internationalen Wettkämpferinnen, die in unseren, aber auch in anderen Verbänden kämpfen. Gegen einige davon durfte ich bereits antreten, bei anderen wünsche ich mir, das eines Tages tun zu können.
Wie sieht bei dir der vielzitierte „BJJ-Lifestyle“ aus?
BJJ-Lifestyle und Leistungssport, das passt nicht zusammen. Das, was auf social media dargestellt wird, das viele Reisen, Partys, in den Tag hineinleben, geht einfach nicht gut mit Vollzeitjob und Vollzeittraining. Mein Leben wird strukturiert von vielen Terminen, unterschiedlichen Trainingsphasen und Vorbereitungen.
Was sind deine nächsten Ziele?
Ich wünsche mir sehr, bei den World Games 2022 in Birmingham erfolgreich zu sein!
Welche Tipps kannst du unseren BJJlern mitgeben?
Trainiert regelmäßig und kämpft viel. Passt aber auf, dass ihr euch nicht verletzt. Krafttraining hilft nicht nur dabei, stark auf der Matte zu sein und zu gewinnen, sondern verhindert auch Verletzungen. Macht Wettkämpfe, wenn ihr viel Action mögt. Es ist ein tolles Gefühl, mit maximaler Intensität um den Sieg zu kämpfen.
Hast du einen Leitspruch oder Motto?
Nicht wirklich.
Vielen Dank Irina für dieses Interview
Quelle:
Interview: Stefan Lechthaler
Foto: Fabian Voigt
Landestechniklehrgang Brazilian Jiu‐Jitsu XXL mit Oliver Hill
Am 6. November gab es gleich die doppelte Packung Landestechniklehrgang mit dem Schwerpunkt BJJ. Als Referent wurde Oliver Hill eingeladen, er hat den 6. Dan Ju-Jutsu und einen schwarzen Gürtel im BJJ. Die Einheiten fanden Vor- und Nachmittags wie gewohnt mit jeweils 3 Stunden Dauer statt. Erfreulicherweise machten viele Teilnehmer gleich beide Einheiten mit. In der ersten Einheit „Drills 4 Skills“ wurde zu Beginn (als Warmup) mit verschiedenen BJJ-typischen Bewegungen begonnen, danach ging es dann im Bereich Übergang Stand Boden mit einem Bein einstellen in die Hüfte und anschließendem Takedown weiter. Die erste Technik am Boden war dann der Armstreckhebel, dieser wurde anhand von verschiedenen Drills trainiert. Danach kam die Verteidigung gegen Armstreckhebel dran, die in einem „Omoplata“ endete. Zum Ende der Einheit wurde mit verschiedenen Aufgaben und Widerständen gerollt und die Teilnehmer kamen mächtig ins Schwitzen.
Am Nachmittag war das Thema „Submissiontechniken“ dran, aber zuerst wurde das Bein einstellen in die Hüfte als Angriffsvariante weiter trainiert und darauf basierend eine Weiterführung mit einem Beingreifer fortgesetzt. Danach zeigte Olli wie man mit einem Scherensweep und einer Variante von der Guard in die Mount kommt, um danach gleich mit einem Armstreckhebel anzugreifen. Zum Schluss ging es um Kittelwürgen, die Olli in verschiedenen Versionen zeigte. Natürlich klang auch diese Einheit mit einem sportlichen und schweißtreibenden Rollen aus. It´s only Rockn Roll, but we like it!
Danke an Olli für diesen interessanten Lehrgang.
Bericht und Foto: HJJV Medienteam
Kämpfer aus Hessen erfolgreich bei der WM in Abu Dhabi
Vom 3. bis 11. November 2021 fand die Weltmeisterschaft im Ju-Jutsu Fighting, Duo und BJJ statt. Austragungsort war Abu Dhabi und hier bot man eine Infrastruktur und Orga auf höchstem Niveau an, die dem Ju-Jutsu würdig waren. Unterbringung, Verpflegung, Organisation und zahlreiche Volunteers hoben die gesamte Veranstaltung auf höchstes Niveau.
Es war eine Bühne, die den aus aller Welt angereisten Athleten für ihre Kämpfe gerecht wurde. Die Kämpfer, die hier antraten, sind die „Besten der Besten“ und investieren, meist unentgeltlich, einen Großteil ihrer Freizeit für ihre Leidenschaft Ju-Jutsu. Bei der WM konnte man diese Leidenschaft überall spüren und erleben. Auch die internationalen Begegnungen und der Austausch waren wieder einmal der Beweis dafür, dass Sport über alle Grenzen verbindet. Ein wichtiges Signal in der heutigen Zeit.
Kleiner Spoiler vorab, unser Hessenkader war sehr erfolgreich. Nachfolgend die Kämpfe im Einzelnen.
Im Fighting durften die Damen U16 auf die Matte. In der Klasse -57 kg erwischte Manju Oberle (JC Erbach) leider einen schlechten Start und verlor ihren ersten Kampf. Davon ließ sie sich aber nicht beeindrucken und kämpfte sich richtig klasse durch die Trostrunde. Sie gewann dort ihre beiden Kämpfe und schaffte damit den Einzug ins kleine Finale. Dort kämpfte sie dominant – und holte sich damit die Bronzemedaille.
In der Klasse männlich ,U -60 kg gingen mit Constantin Müller (TV Gladenbach) und Nikas Manschitz (JC Erbach) zwei Hessen auf die Matte. Nikas gewann seinen ersten Kampf überragend. Dann wurde er leider vom späteren Weltmeister in die Trostrunde geschickt. Constantin verlor leider seinen ersten Kampf und kam ebenfalls in die Trostrunde. Dort kämpften beide stark und trafen im kleinen Finale um Platz 3 aufeinander. Den Kampf konnte Constantin für sich entscheiden und holte sich damit Bronze. Sein Vater Christopher Müller war selbst lange aktiver und erfolgreicher internationaler Kämpfer (war auch als Bundestrainer dabei) und sichtlich stolz, dass hier die nächste Generation so erfolgreich am Start war.
Tobias Mück (JC Erbach) verlor seinen ersten Kampf leider mit Full Ippon, kam dafür im zweiten Kampf stark zurück und lag sogar gut vorne. Doch die Anspannung des ersten internationalen Turniers war groß, er verlor leider den Faden und musste sich geschlagen gegeben.
Auch Emil Pröhl (JC Erbach) verlor den ersten Kampf. Beim zweiten Kampf zeigte er jedoch, was er kann und gewann ihn bärenstark. Damit schaffte er den Einzug ins kleine Finale, das er leider ganz knapp verlor – bei 16:16 Punkten entschied nur ein Ippon über Sieg oder Niederlage… „Es sind drei junge Athleten, in denen viel Potential steckt“, sagt Bundestrainer Chris Bazant. „Und ich bin mir sicher, dass wir von allen noch das eine oder andere hören werden…“
In der Klasse +94 kg sorgte der amtierende Vize-Europameister Rado Mollenhauer (Judo-Club Wächtersbach) für die nächste Medaille. Im ersten Kampf setzte er sich gegen Brasilien mit Full Ippon 14:0 durch. Dann hatte er ein Freilos und kam direkt ins Halbfinale. Dort traf er auf Artem Petrukhin aus Russland. Die beiden hatten bei der Europameisterschaft ebenfalls im Halbfinale gegeneinander gekämpft, dort konnte sich Rado durchsetzen. Diesmal musste Rado auf Risiko kämpfen, zeigte eine sehr starke Leistung – und verlor leider knapp. Sein Gegner wurde anschließend Weltmeister. Im kleinen Finale stand Rado mit dem Griechen Ilias Tzavdaridis auf der Matte. Rado startete sehr dominant im Part 1, im Griffkampf konnte Rado seinen Gegner mit Hüftwurf werfen und dann halten – und holte sich damit Bronze. Es war der letzte Kampf der internationalen Karriere von Rado, der leider seinen Rücktritt im Schwergewicht erklärte. Diesen letzten Kampf mit Full Ippon zu gewinnen und einer WM-Medaille zu krönen – Respekt und herzlichen Glückwunsch an Rado.
In der Klasse bis 48 kg stieg Irina Brodski (Judo Club Wetzlar) mit einem dramatischen Kampf gegen die Philippinen ein – und gewann mit 8:2 Punkten. Ihre nächste Gegnerin aus der Ukraine hatte ebenfalls keine Chance, Irina entschied den Kampf mit 25:0 für sich. Und auch im Finale konnte sie ihre Stärken beweisen, gewann nach Punkten 5:2 gegen Thailand und wurde damit neue Weltmeisterin!!!!!!
Alex Keller (Judo Club Wetzlar) traf in der stark besetzten Klasse – 85 kg zuerst auf Usbekistan. Er führte mit 9:0 Punkten und konnte dann noch den Kampf mit Submission vorzeitig für sich entscheiden. Gegen Mexiko führte er bereits 14:0 und konnte mit einem Choke den Kampf vor der Zeit beenden. Im nächsten Kampf traf er auf den Lokalmatador Faisal Alkitbi und verlor leider nach Punkten über die Zeit. Damit kam Alexander auf den 7. Platz.
Alexander Sak (Judo Club Wetzlar) traf startete in der Klasse -94 kg souverän ins Turnier. In seinem ersten Kampf gegen Rumänien führte er bereits mit 13:0 Punkten und konnte ihn dann mit Submission vorzeitig beenden. Seinen zweiten Kampf gegen Kroatien brachte er mit 26:0 locker nach Hause. Im Halbfinale gegen Russland konnte Alexander mit Vorteil den Sieg über die Zeit bringen. Im Finale gegen Seifeddine Houmine aus Marokko musste sich Alexander zum Ende leider mit einer kleinen Wertung geschlagen geben – und holte damit die Silbermedaille.
Wladislaw Sorokin (Judo Club Wetzlar) verlor seinen ersten Kampf durch Triangel Choke. In der Trostrunde traf er auf einen Gegner aus Österreich – und gewann den Kampf mit einem Fußhebel. Anschließend stand er gegen einen Griechen auf der Matte und gewann hier nach Punkten 9:2. Damit zog Wladi ins kleine Finale. Dort traf er auf einen Gegner aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Leider verlor er den Kampf durch einen Beinhebel.
Insgesamt erzielte Hessen die beste Ausbeute in diesem Turnier seit Jahren und wir hatten auch lange keinen Weltmeistertitel mehr. Das Ju-Jutsu Fighting und BJJ aus Hessen ist wieder auf der Weltbühne angekommen und unsere Unterstützung und Maßnahmen zahlen sich aus. Ein großer Dank von uns geht an die vielen Landes- und Vereinstrainer, die Eltern, Unterstützer und natürlich die Athleten. Wir sind stolz auf die vielversprechende Zukunft unseres Landeskaders. Hessen konnte einen großen Beitrag zum deutschen Medaillenspiegel leisten.
Zu erwähnen ist noch, dass Claudia Behnke, selbst ehemalige Wettkämpferin aus Hessen, zum ersten Mal als Sportdirektorin für die IJJF für dieses Turnier zuständig und tätig war.
Leider liegen Sieg und Niederlage manchmal ganz knapp beieinander und deswegen geht unsere Gratulation an alle Teilnehmer aus Hessen.
Wir gratulieren
Im Ju-Jutsu Fighting
Rado Mollenhauer zum 3. Platz
Constantin Müller zum 3. Platz
Manju Oberle zum 3. Platz
Emil Proehl zum 5. Platz
Niklas Manschitz zum 5. Platz
Tobias Mück zum 7. Platz
Im BJJ
Irina Brodski zum Titel Weltmeisterin
Alexander Sak zum Titel Vize-Weltmeister
Wladislaw Sorokin zum 5. Platz
Alexander Keller zum 7. Platz
Linus von Schrenk zum 9 . Platz
Quelle:
DJJV und HJJV Medienteam